Speiseröhre: Muskelschlauch für den Nahrungstransport

Speiseröhre: Muskelschlauch für den Nahrungstransport
Speiseröhre: Muskelschlauch für den Nahrungstransport
 
Nachdem die Nahrung den Rachen passiert hat, gelangt sie in die Speiseröhre. Dabei handelt es sich um einen mit Schleimhaut ausgekleideten Muskelschlauch, der einzig die Funktion hat, die Nahrung zum Magen zu transportieren.
 
 Speiseröhrenverlauf und Nahrungstransport
 
Die Speiseröhre (Ösophagus) nimmt ihren Anfang etwa am sechsten Halswirbel und verläuft dann parallel zur Luftröhre durch Hals und Brustkorb. Vor dem Mageneingang tritt sie durch das Zwerchfell, um dann in den Magen zu münden. Die Speiseröhre besitzt drei Engstellen, an denen ihre Lichtung nicht geweitet werden kann, obwohl sie ansonsten recht dehnbar ist. Die erste Engstelle befindet sich am Übergang vom Rachen zur Speiseröhre - hier liegt der Ringknorpel des Kehlkopfs vor der Speiseröhre (Ringknorpelenge). Die zweite Engstelle liegt im Brustkorb nahe des Aortenbogens - hier verläuft die Speiseröhre zwischen Wirbelsäule und Aortenbogen (Aortenenge). Die dritte Engstelle schließlich liegt dort, wo sie durch das Zwerchfell tritt (Zwerchfellenge). An diesen Engstellen kann unter Umständen ein etwas größerer Nahrungsbissen stecken bleiben.
 
Damit nach dem Schlucken Nahrung in die Speiseröhre gelangen kann, muss sie zunächst den oberen Ösophagussphinkter passieren - hier liegt die Muskelspannung höher als in anderen Bereichen der Speiseröhre, weshalb die Speiseröhre auch meist verschlossen ist. Der obere Ösophagussphinkter erschlafft jedoch, wenn Nahrung zur Speiseröhre gelangt. Nun muss die Speiseröhrenmuskulatur aktiv werden, um die Nahrung weiterzutransportieren. Die Speiseröhrenlichtung ist von zwei Muskelschichten begrenzt. Innen befindet sich die Ringmuskulatur, außen die Längsmuskulatur. Die Ringmuskulatur, die unmittelbar unterhalb der Nahrung liegt, erschlafft und die dort befindliche Längsmuskulatur spannt sich an. Dadurch wird die Speiseröhrenlichtung unterhalb der Nahrung erweitert, sodass der Nahrungsbrei Platz hat. Dann kontrahiert die Ringmuskulatur direkt oberhalb der Nahrung und schiebt sie weiter in den zuvor geschaffenen Raum. Durch diese Wellenbewegung, Peristaltik genannt, wird die Nahrung bis in den Magen weitertransportiert.
 
Damit der Nahrungsbrei aus dem Magen nicht in die Speiseröhre zurückfließen kann, wird die Speiseröhre u. a. durch die Zwerchfellmuskulatur verschlossen. Zudem mündet die Speiseröhre schräg in den Magen, wodurch sie bei gefülltem Magen nach oben gedrückt wird, sodass ein Rückfluss des Nahrungsbreis im Normalfall nicht möglich ist. Weiterhin ist die Muskelspannung der Speiseröhre am unteren Ende genau wie am Anfang erhöht (unterer Ösophagussphinkter).
 
 Erkrankungen der Speiseröhre
 
Zu den häufigsten Erkrankungen der Speiseröhre gehört die Refluxösophagitis, eine Entzündung, die durch das Zurückfließen von Magensäure in die Speiseröhre hervorgerufen wird. Zu den Ursachen gehört vor allem eine Schwäche der Speiseröhrenmuskulatur im Bereich des Mageneingangs bzw. ein Zwerchfellbruch (Hiatushernie). Infolge des häufigen Rückflusses von Magensäure kommt es zu Verletzungen der Speiseröhrenschleimhaut, denn diese besitzt im Gegensatz zum Magen keinen Schutz gegen die Salzsäure des Magensaftes. Es bilden sich daher Geschwüre auf der Schleimhaut, die sich - wird die Refluxösophagitis nicht gestoppt - auf die tiefer gelegenen Muskelschichten ausbreiten. Auch Krebs sowie gefährliche Blutungen aus der Speiseröhre können die Folge dieser Erkrankung sein. Eine Refluxösophagitis äußert sich vor allem durch häufiges Sodbrennen sowie durch Schmerzen hinter dem Brustbein. Die Behandlung besteht in der Gabe von säurebindenden Medikamenten (Antazida), Mitteln, die sich wie ein Film auf die Speiseröhre legen. Liegt eine Muskelschwäche der Speiseröhre oder eine Hiatushernie vor, kann eine operative Behandlung notwendig werden. Bei anhaltenden Schluckbeschwerden sollte unbedingt eine endoskopische Untersuchung der Speiseröhre erfolgen (Speiseröhrenspiegelung), denn möglicherweise liegt die Ursache in einem Speiseröhrenkrebs (Ösophaguskarzinom), der meist durch Rauchen und den häufigen Konsum hochprozentiger Alkoholika begünstigt wird. Die Behandlung besteht - so weit möglich - in der operativen Entfernung des betroffenen Speiseröhrenabschnitts. Allerdings liegt die Überlebensrate selbst dabei nach fünf Jahren nur bei rund 25 %. Ist eine Operation nicht möglich, kommt eventuell eine Laserbehandlung infrage, durch die der Tumor teilweise abgetragen wird. Zusätzlich wird die Strahlentherapie eingesetzt.
 
Bei Lebererkrankungen wie der Leberzirrhose erweitern sich oft die Venen in der Speiseröhre (Ösophagusvarizen). Diese können platzen; es kommt zu lebensgefährlichen Blutungen. Die Behandlung besteht meist im Einspritzen von Medikamenten, die die Gefäße veröden, bzw. im endoskopischen Verkleben der Gefäße.

Universal-Lexikon. 2012.

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